Volksstimme vom 20.09.2007

Pressebeitrag Volkstimme vom 20.09.2007
 
 

Bernd Nordmann (rechts) zusammen mit seinem Sohn Gunther. Im kommenden Jahr wollen sie 1000 Reben anbauen.

Foto: Nora Menzel

 

Unternehmer aus der Kreisstadt baut Rebstöcke an

"Blauer Bernburger"® stirbt nicht aus

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Pflanze nicht mehr veredelt. Dann im Jahr 2003 erlebte sie ihre Renaissance. Die Rede ist von einer Weinrebe, die früher speziell von Winzern in Bernburg und Umgebung gepflanzt wurde - dem so genannten "Blauen Bernburger"®.


Von Nora Menzel

Bernburg. Heute steht der Rebstock wieder im Geschäft und zwar in dem von Bernd Nordmann. Der Bernburger Baumschulbesitzer bietet die Pflanze seit nunmehr fünf Jahren als einziger Gärtner wieder zum Verkauf an. "Den Anstoß" dazu gab ein Buch zum Thema Weinbau rund um die Saale in Bernburg. "Das fiel mir 2002 in die Hände", erinnert sich Nordmann und berichtet, dass er nach der Lektüre Kontakt mit dem Autor Bernhard Gremler vom Verein Bernburger Weinbaufreunde aufnahm. Gremler überrede Nordmann dann den Wein wieder professionell zu ziehen und damit seine Verbreitung zu fördern. "Ich recherchierte, wo noch alte Rebstöcke stehen, suchte die Leute auf, schnitt Hölzer mit neuen Trieben und zog daraus 2003 erstmals neue Pflanzen."

2000 Reben verkauft
Seitdem verkaufte der Gärtner rund 2 000 Reben, allein 550 Pflanzen gingen in diesem Jahr über die Ladentheke, 250 Stück der grünen rund ein Meter hohen Weinstöcke stehen in Töpfen derzeit in seinem Gewächshaus zum Verkauf bereit. "2007 ist ein sehr gutes Jahr. Das war nicht immer so", erinnert sich Nordmann. 2003, als der Wein zum ersten Mal wieder angeboten wurde, hatte er nur 100 Pflanzen im Bestand. Im Laufe der Zeit glückte der Anbau immer besser. Weitere Methoden, den Wein zu vermehren, kamen zur Veredelung hinzu. Mittlerweile sei der Rebstock in ganz Deutschland verbreitet, weiß der Bernburger. Viele seiner Kunden kaufen einen Rebstock als Geschenk oder Mitbringsel für Freunde oder Verwandte. Ihm sei bekannt, dass seine Züchtungen unter anderem in Rheinland-Pfalz an der Mosel, aber auch in Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg stehen. Sogar im Ausland wächst der "Blaue Bernburger"®: Ein Mitglied des Bernburger Weinvereins habe zwei Pflanzen für seinen Bruder mit nach Sizilien genommen. Außerdem sei das Gewächs vom Bürgermeister und dem Landrat beim Besuch von Partnerstädten in Frankreich oder Tschechien verschenkt worden, weiß Nordmann.

Kunden und Vertrieb
Personen, die einen Bezug zu Bernburg oder dem ehemaligen Weinanbaugebiet unteres Saaletal haben, sind potenzielle Kunden für den Weinexperten. Der Händler will in erster Linie Leute ansprechen, die privat anbauen, auch wenn es schon gewerbliche Anfragen gab.
Er berichtet, dass das Gewächs beispielsweise für Firmen interessant gewesen sei, die im Rahmen einer Ausschreibung das Umfeld eines Dorfes neu gestaltet haben und für die Begrünung mehrere Pflanzen kauften. In diesem Jahr gab es drei Anfragen dieser Art. Im kommenden Jahr will Nordmann rund 1 000 Pflanzen zum Verkauf anbieten.
Auch über neue Vertriebswege habe er schon nachgedacht. Der Handel im Internet sei ein solcher Kanal, den er bisher aber noch nicht nutzen konnte, erklärt der Gärtner und schildert den Grund: "Das Gewächs muss in einwandfreiem Zustand ankommen. Die Verpackung ist das Problem. Sie muss genau genormt sein. Bisher werden diese Kartonagen aber nur in sehr großen Mengen zum Verkauf angeboten. Ich brauche eine vergleichsweise kleine Anzahl, etwa 300 bis 400 Stück. Größere Mengen lohnen sich für mich nicht." Denn der Erlös aus dem Verkauf sei, so der Besitzer der Baumschule, für ihn keine Haupteinnahme, sondern vielmehr ein zusätzlicher wirtschaftlicher Aspekt zum Basisgeschäft.

Eine Tradition erhalten
Die Weinzüchtung mache ihm in erster Linie sehr viel Spaß. Deshalb ist er auch in den Verein der Bernburger Weinbaufreunde eingetreten. Ihnen liegt viel daran, die Tradition des ehemaligen Weinanbaugebietes "Unteres Saaletal" in und um Bernburg mit den traditionellen Reben wieder aufleben zu lassen. Deshalb haben sie sich den "Blauen Bernburger"® in diesem Jahr markenrechtlich schützen lassen. Der unerlaubte Nachbau sei damit verboten, weiß Nordmann, der auf seinem Hof in der Bernburger Baumschule am Platz der Jugend Reben des Originals stehen hat.
Im Oktober kann er die Früchte der stark wachsenden Sorte mit den großen Blättern ernten. Der Ertrag ist gut. Aus den Trauben mit der leichten Muskatnote wird in Höhnstedt Wein gekeltert oder Gelee gemacht.
Und noch einen Vorteil hat das traditionelle Gewächs: "Wer eine Hauswand im Sommer schön begrünen will, für den sind die Reben bestens geeignet. Der Wein ist pilzresistent, Blattläuse mögen ihn nicht und weil die Früchte erst im Oktober reifen, bleiben im Sommer auch die Wespen fern."