Unternehmer aus der Kreisstadt baut Rebstöcke an
"Blauer Bernburger"® stirbt nicht aus
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Pflanze nicht mehr veredelt. Dann im Jahr 2003 erlebte sie
ihre Renaissance. Die Rede ist von einer Weinrebe, die früher speziell von Winzern in Bernburg und Umgebung gepflanzt wurde -
dem so genannten "Blauen Bernburger"®.
Von Nora Menzel
Bernburg. Heute steht der Rebstock wieder im Geschäft und zwar in dem von Bernd Nordmann. Der
Bernburger Baumschulbesitzer bietet die Pflanze seit nunmehr fünf Jahren als einziger Gärtner wieder zum Verkauf an. "Den
Anstoß" dazu gab ein Buch zum Thema Weinbau rund um die Saale in Bernburg.
"Das fiel mir 2002 in die Hände", erinnert
sich Nordmann und berichtet, dass er nach der Lektüre Kontakt mit dem Autor Bernhard Gremler vom Verein Bernburger Weinbaufreunde
aufnahm. Gremler überrede Nordmann dann den Wein wieder professionell zu ziehen und damit seine Verbreitung zu fördern. "Ich
recherchierte, wo noch alte Rebstöcke stehen, suchte die Leute auf, schnitt Hölzer mit neuen Trieben und zog daraus 2003
erstmals neue Pflanzen."
2000 Reben verkauft
Seitdem verkaufte der Gärtner rund 2 000 Reben, allein 550 Pflanzen gingen in diesem Jahr über die Ladentheke, 250 Stück der
grünen rund ein Meter hohen Weinstöcke stehen in Töpfen derzeit in seinem Gewächshaus zum Verkauf bereit. "2007 ist ein sehr
gutes Jahr. Das war nicht immer so", erinnert sich Nordmann. 2003, als der Wein zum ersten Mal wieder angeboten wurde, hatte
er nur 100 Pflanzen im Bestand. Im Laufe der Zeit glückte der Anbau immer besser. Weitere Methoden, den Wein zu vermehren,
kamen zur Veredelung hinzu. Mittlerweile sei der Rebstock in ganz Deutschland verbreitet, weiß der Bernburger. Viele seiner
Kunden kaufen einen Rebstock als Geschenk oder Mitbringsel für Freunde oder Verwandte. Ihm sei bekannt, dass seine Züchtungen
unter anderem in Rheinland-Pfalz an der Mosel, aber auch in Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg stehen. Sogar im
Ausland wächst der "Blaue Bernburger"®: Ein Mitglied des Bernburger Weinvereins habe zwei Pflanzen für seinen Bruder mit nach
Sizilien genommen. Außerdem sei das Gewächs vom Bürgermeister und dem Landrat beim Besuch von Partnerstädten in Frankreich
oder Tschechien verschenkt worden, weiß Nordmann.
Kunden und Vertrieb
Personen, die einen Bezug zu Bernburg oder dem ehemaligen Weinanbaugebiet unteres Saaletal haben, sind potenzielle Kunden für
den Weinexperten. Der Händler will in erster Linie Leute ansprechen, die privat anbauen, auch wenn es schon gewerbliche
Anfragen gab.
Er berichtet, dass das Gewächs beispielsweise für Firmen interessant gewesen sei, die im Rahmen einer Ausschreibung das
Umfeld eines Dorfes neu gestaltet haben und für die Begrünung mehrere Pflanzen kauften. In diesem Jahr gab es drei Anfragen
dieser Art. Im kommenden Jahr will Nordmann rund 1 000 Pflanzen zum Verkauf anbieten.
Auch über neue Vertriebswege habe er schon nachgedacht. Der Handel im Internet sei ein solcher Kanal, den er bisher aber noch
nicht nutzen konnte, erklärt der Gärtner und schildert den Grund: "Das Gewächs muss in einwandfreiem Zustand ankommen. Die
Verpackung ist das Problem. Sie muss genau genormt sein. Bisher werden diese Kartonagen aber nur in sehr großen Mengen zum
Verkauf angeboten. Ich brauche eine vergleichsweise kleine Anzahl, etwa 300 bis 400 Stück. Größere Mengen lohnen sich für
mich nicht." Denn der Erlös aus dem Verkauf sei, so der Besitzer der Baumschule, für ihn keine Haupteinnahme, sondern vielmehr
ein zusätzlicher wirtschaftlicher Aspekt zum Basisgeschäft.
Eine Tradition erhalten
Die Weinzüchtung mache ihm in erster Linie sehr viel Spaß. Deshalb ist er auch in den Verein der
Bernburger Weinbaufreunde
eingetreten. Ihnen liegt viel daran, die Tradition des ehemaligen Weinanbaugebietes "Unteres Saaletal" in und um Bernburg
mit den traditionellen Reben wieder aufleben zu lassen. Deshalb haben sie sich den "Blauen Bernburger"® in diesem Jahr
markenrechtlich schützen lassen. Der unerlaubte Nachbau sei damit verboten, weiß Nordmann, der auf seinem Hof in der
Bernburger Baumschule am Platz der Jugend Reben des Originals stehen hat.
Im Oktober kann er die Früchte der stark wachsenden Sorte mit den großen Blättern ernten. Der Ertrag ist gut. Aus den Trauben
mit der leichten Muskatnote wird in Höhnstedt Wein gekeltert oder Gelee gemacht.
Und noch einen Vorteil hat das traditionelle Gewächs: "Wer eine Hauswand im Sommer schön begrünen will, für den sind die
Reben bestens geeignet. Der Wein ist pilzresistent, Blattläuse mögen ihn nicht und weil die Früchte erst im Oktober reifen,
bleiben im Sommer auch die Wespen fern."
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